Geschichte(n) teilen – drei Wochen leben und arbeiten in Südkorea

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Dienstreise von Florian Höllerhage nach Südkorea
Ock-Jae Jang, Florian Höllerhage, Hannes Blindenhöfer, Sim Yeong Chuan, Dr. Stefan Emsmann genießen zusammen die gute koreanische Küche.

Wie führen Ingenieure Fachgespräche ohne gemeinsame Sprachbasis? Und was tun, wenn Speisekarten unlösbare Rätsel aufgeben? Diese und weitere Herausforderungen erwarteten meine Kollegen Dr. Stefan Emsmann, Hannes Blindenhöfer und mich auf einer Dienstreise in Südkorea. Unsere Aufgabe war, die geplante Leistung für ein Wasserkraftwerk zu optimieren.

Jimmy’s Apartment

Für unseren dreiwöchigen Aufenthalt hatten wir über das Internet eine Unterkunft gebucht. Sie liegt in Anyang, einer Vorstadt von Seoul, zehn Minuten Fußweg vom Projektbüro entfernt. Die Gegend ist von Wohnhochhäusern geprägt, die alle zur selben architektonischen Großfamilie zu gehören scheinen. Wir orientieren uns auf der Suche nach dem richtigen Gebäude an der Bäckerei „Paris Baguette“ im Erdgeschoss. Über elf Stockwerke geht die Fahrt mit dem Aufzug, bis wir unsere Wohnung erreichen. Sie gehört einem gewissen Jimmy. Wir nennen sie kurz „Jimmy’s Apartment“.

StadtteilvonAnyang

Weg zum Apartment.

Die Wohnung ist bunt eingerichtet und vermittelt einen lebendigen Eindruck – sowohl von der koreanischen Popkultur als auch vom technischen Fortschritt des Landes. Unser Gastgeber hat auf jedem Regal, jeder Fensterbank, der Couch und den Betten unzählige Kuscheltiere aus diversen Comics oder TV-Serien platziert. Die verbleibenden Ablageflächen sind mit technischen Geräten gefüllt, deren Funktionen und Nutzen sich uns nur zum Teil erschließen. Überall blinkt und piepst es.

WohnungvonJimmy

Jimmy’s Zuhause.

Lost in Translation

Der Arbeitsalltag ist vor allem von Besprechungen geprägt. Täglich stehen gleich mehrere Meetings zu verschiedenen technischen Themen rund um das Projekt auf der Agenda. Es geht dabei um das Kraftwerk Athmuqam in Pakistan, das unser koreanischer Kunde als Projektentwickler realisieren will. Die Gespräche führen wir in erster Linie mit den koreanischen Ingenieuren, deren Planung wir prüfen. Dabei wird immer vom Koreanischen ins Englische und dann wieder zurück übersetzt. Das braucht Geduld und führt manchmal auch zu Missverständnissen. Besonders in Erinnerung bleibt die fieberhafte Google-Recherche nach dem sagenumwobenen „Bone Head Gate“, welches sich – anders ausgesprochen – als gewöhnliches „Bonnet Gate“ (Absperrschieber) entpuppte. 

Das „Automatenrestaurant“

Kulinarisch hat Korea einiges zu bieten. Von „Bulgogi“ (Grillfleisch) über „Bibimbap“ (Reisschüsseln) bis „Kimchi“ (eingelegtes Gemüse). Die einzige Hürde dabei bleibt die Sprache. Sämtliche Speisekarten der Restaurants in Anyang sind ausschließlich auf Koreanisch. Englischsprachiges Personal ist die Ausnahme.

So bleibt uns nur übrig, mit dem Finger auf eines der Bilder zu zeigen. Oder, wenn es in der Karte keine Bilder gibt, auf irgendeinen koreanischen Schriftzug zu deuten. Bei der guten Küche kann man da aber zum Glück nicht viel falsch machen.

Die Auswahl an Restaurants ist groß. Meistens landen wir zum Mittagsessen aber in dem, von Dr. Stefan Emsmann so getauften, Automatenrestaurant. Hier bestellt man sein Essen nicht beim Personal, sondern an einem Automaten. Ähnlich den Ticketautomaten in U-Bahn-Stationen. Mit schönen großen Bildern zum Drauftippen.

Historische Gemeinsamkeiten

Beim Essen kommen wir auch ins Gespräch mit Einheimischen. Dabei geht es häufig um ein Thema, das besonders uns Deutschen nahe geht: Die Trennung von Nord- und Südkorea. Die politische Entspannung, die mit den Olympischen Winterspielen von Pyeongchang begonnen hat, wird in Südkorea sehr positiv wahrgenommen. Mancher träumt von einer möglichen Wiedervereinigung und spricht auch laut darüber.

StrassenansichtAnyang

Das Leben ist bunt in Anyang.

Gute Gastgeber

Die Zeit in Korea war sehr angenehm und arbeitsreich. Unsere koreanischen Kollegen haben wir als zuvorkommende und freundliche Gastgeber schätzen gelernt. Wir freuen uns auf eine Fortsetzung unserer Zusammenarbeit und wünschen allen Koreanern, dass die positive Entwicklung weiter voranschreitet.

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